Sous la surface
Die Martin-Messe in einer experimentellen Chor-Performance
Zwei Chöre, ein Saxophon, ein Tonband und die experimentelle Annäherung an die «Messe pour double choeur» von Frank Martin: Das Ensemble Choeur3, das Ensemble Vocal Kaupert und Philippe Koerper begeisterten das Publikum mit «Sous la surface» in der St. Franziskuskirche.
Frank Martins fünfsätzige «Messe pour double choeur a cappella» (1922/26) gehört zu den wichtigsten Chorwerken des 20. Jahrhunderts. Der Schweizer Komponist hatte sein emotionales Werk vierzig Jahre lang geheim gehalten: Es war sein ganz persönliches Friedensgebet. Das trinationale Ensemble Choeur3 interpretiert die Messe mit dem elsässischen Saxofonisten Philipp Koerper, dem Westschweizer Ensemble Vocal Kaupert und mit ungewöhnlichem Werkzeug neu: Ein analoges Tonband und Tagebucheinträge der jüdischen Studentin Etty Hillesum (1914 – 1943) geben den Boden. Vierzig Stimmen füllen den Raum und singen die überwältigende Schönheit der impressionistisch gefärbten Klangsprache Martins. Zwischen den Chören bewegt sich Saxophonist Philippe Koerper mit seinem Instrument und dem alten Tonband. Das Publikum ist eingeladen, in den «tableaux», den Klangflächen zwischen den einzelnen Sätzen, mitzusingen und diesen musikalischen Appell an die Menschlichkeit mitzutragen.
Ensemble Choeur3: Das Ensemble Choeur3 mit Sitz in Basel steht für eine grenzübergreifende, dreisprachige Chorarbeit mit Stimmen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Der Chor ist in der Region des Oberrheins beheimatet, realisiert vokal-szenische Projekte im Dreiland und leistet so einen wichtigen Beitrag zur gemeinschaftlichen kulturellen Kooperation. Die Leitung des Ensembles liegt in den Händen von Abélia Nordmann.
Ensemble Vocal Kaupert: Das Ensemble Vocal Kaupert ist ein neu gegründetes Ensemble, das sich der umfassenden Westschweizer Chortradition widmen möchte – deren Ursprung der Pfarrer Jean Bernard Kaupert war. Die Grösse des Ensembles variiert je nach dem im Programm stehenden Musikstück, besteht jedoch immer aus einer Hälfte professionell ausgebildeter Stimmen und einer Hälfte sehr talentierter Laien. Geleitet wird das Ensemble von Grégoire May.
Philippe Koerper: Der französische Saxophonist Philippe Koerper hat in Strasbourg und Basel studiert. Mit seinem «Ensemble l’Imaginaire» lebt er die Begeisterung für klangliche Forschung und ist daneben mit diversen Ensembles aus der Neuen Musik zu hören. Dazu spielt er in kammermusikalischen Formationen und renommierten Orchestern (u.a. Sinfonieorchester Basel, Basel Festival Orchester, Lucerne Festival Orchestra, orchestre musique des lumières). Der Bezug zwischen Körper und Instrument beeinflusst seine künstlerischen Tätigkeiten und seinen Unterricht sehr stark. Er unterrichtet an der Hochschule für Musik FHNW in Basel und an der Musikschule Basel.